Vergangenheit bewältigen, Zukunft gestalten , , Eltern und Kinder machen sich mit Grenzgänger ProKids auf den Weg
Das Projekt Grenzgänger ProKids unterstützt Kinder, die aus dem sogenannten "Islamischen Staat" zurückgekehrt sind, bei ihrer Reintegration in die deutsche Gesellschaft. In enger Zusammenarbeit mit den Familien, Angehörigen und Behörden setzt sich ProKids dafür ein, dass aus belasteten Erinnerungen neue Hoffnung entsteht und ein friedlicher Weg in die Gesellschaft gefunden werden kann.
Ungeduldig warten Jasmin und Ibrahim schon auf den Besuch der Mitarbeiter*innen von ProKids und auf das Klingeln an der Haustür. Endlich ist wieder der Tag, auf den sie so hinfiebern und mit dem sie ihrer Oma, bei der sie leben, tagelang in den Ohren liegen. Die beiden gehören zu vielen Kindern, die bereits eine vertrauliche Beziehung zu den Sozialpädagog*innen und Psycholog*innen von Grenzgänger ProKids aufgebaut haben.
Jasmin und Ibrahim leben seit einigen Jahren in Deutschland. Sie haben die deutsche Staatsangehörigkeit, Jasmin ist hier geboren. Wie viele andere Kinder haben sie einen Großteil ihres jungen Lebens in dschihadistischen Kampfgebieten im Ausland verbracht, geprägt vom religiösen Extremismus ihrer Eltern und der Ideologie ihres Umfelds. Mit dem Flug nach Deutschland beginnt für sie eine neue Realität – eine, die für viele hier Alltag ist, für sie jedoch neu, fremd und ganz anders als zuvor. Sie eröffnet die Möglichkeit von Integration in ein friedliches und vielfältiges Leben, das erst entdeckt werden will.
Grenzgänger ProKids, ein Projekt der IFAK e.V. Bochum, begleitet die Kinder auf diesem Weg: heraus aus dem Schwebezustand zwischen Ideologie und gegenwärtiger Realität, hin zu einem stabilen Leben in einer demokratischen Gesellschaft. Ein erfahrenes, multikulturelles Team aus unterschiedlichen Fachdisziplinen arbeitet mit einem individuellen Ansatz, schafft Orientierung und eröffnet Perspektiven, die Halt geben und Chancen für die Zukunft bieten.
Nach einem Kennenlernen mit den Sorgeberechtigten und deren Einverständnis wird gemeinsam ein passgenauer Auftrag formuliert: Welche Themen sollen mit den Kindern bearbeitet werden, wo braucht das Familiensystem Unterstützung? Für Jasmin und Ibrahim bedeuten die Termine spielen, malen, vertrauensvolle Gespräche und interessiertes Nachfragen. Zeit und Raum für alles, was sie aus ihrem alten und neuen Leben beschäftigt. So unterstützt Grenzgänger ProKids Kinder wie die beiden maßgeblich dabei, die Vergangenheit zu bewältigen, den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen und die Zukunft zu gestalten.
Auch für das System, in dem die Kinder leben, ist die Beratung in vielerlei Hinsicht eine große Unterstützung. Betreuende Angehörige, wie die Großmutter von Jasmin und Ibrahim, finden Entlastung und Begleitung in einem neuen Alltag mit vielen Herausforderungen und mit Enkeln, die ihnen fremd geworden sind oder tatsächlich fremd sind. Die erfolgreiche Arbeit von Grenzgänger ProKids kommt damit der gesamten Familie zugute und wirkt zugleich auf institutioneller und gesamtgesellschaftlicher Ebene.
"Wann kommt ihr wieder?"
fragt der 6-jährige Ibrahim erwartungsvoll, als die Pädagog*innen sich verabschieden. "Deine Oma und wir haben schon den nächsten Termin vereinbart. Wir sehen uns bald wieder."
Die Geschichte von Jasmin und Ibrahim ist fiktiv.
Weitere Einblicke in die Arbeit von ProKids sehen Sie in einem Video auf der Seite des Projektes.
Über das Projekt und die Autorin
Das Projekt
Das Projekt Grenzgänger ProKids unterstützt seit 2023 bundesweit Kinder, die aus dem sogenannten "Islamischen Staat" zurückgekehrt sind, bei ihrer Reintegration in die deutsche Gesellschaft. Das Projekt wird durch das Kompetenzzentrum des Bundes für Islamismusprävention und Deradikalisierung (KID) im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert und ist Teil des Vereins IFAK e.V. – Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe – Migrationsarbeit.
Weitere Informationen: https://www.grenzgaenger.nrw/grenzgaenger-prokids/
Die Autorin:
Susanne Wittmann studierte an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe Soziale Arbeit (Diplom) und Management in sozialwirtschaftlichen Organisationen (Master). Sie ist seit 2000 bei IFAK e.V., Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe – Migrationsarbeit, in unterschiedlichen Bereichen tätig. Seit 2012 leitet sie dort das Beratungsnetzwerk Grenzgänger im Themenfeld religiös begründeter Extremismus, zu dem seit 2023 auch das Projekt Grenzgänger ProKids gehört.
Susanne Wittmann ist Systemische Beraterin (DGSF anerkannt) und Professionelle Trauerbegleiterin.

